Vliese und Einlagen: Wofür braucht man sie eigentlich beim Nähen?

Vliese, von den meisten als Vlieseline* bezeichnet und Einlagen sind die versteckten Näh-Helfer und werden oft in ihrer Wirkung unterschätzt. Denn besonders bei dünnen Stoffen, Taschen, Belegen oder Krägen geben sie Halt, Form und Stabilität. Aus diesem Grund solltest du es niemals ignorieren, wenn in der Nähanleitung zur Einlage geraten wird. Am Ende läufst du sonst Gefahr, dass sich der Beleg der Bluse wellt oder Tascheneingriffe ausleiern. Möchtest du, dass deine ganze Arbeit umsonst war, weil du nun dein selbst genähtes Teil ungern oder gar nicht mehr trägst? Nein? Wir auch nicht. Deshalb klären wir in diesem Blogbeitrag wichtige Fragen rund ums Thema Vliese und Einlagen.

Welche Vliese und Einlagen gibt es?

Es gibt eine Vielzahl an Vliesen und Einlagen. Je nach Verwendungszwecke sind sie ganz dünn oder stärker, etwa wenn viel Stand und Form nötig ist. Außerdem gibt es sie häufig in heller und dunkler Ausführung, damit beispielsweise bei einer weißen Bluse keine schwarze Einlage zu sehen ist.

Bei manchen Vliesen ist eine dünne Klebschicht aufgetragen. Sie werden aufgebügelt, während wieder andere aufgenäht werden. Die meisten Klebevliese sind durch G, H, F & X gekennzeichnet. Bei den S-Einlagen gibt es nur wenige, die nicht aufgenäht werden müssen.

Während Vliese und Einlagen vor allem aus synthetischen Fasern und Fasermischungen hergestellt werden, findest du auch solche aus nachhaltigen Materialien wie Baumwolle, Wolle, Modal, Viskose oder Cellulose. Auch recycelte Polysterfasern kommen immer mehr zum Einsatz. Hier wird Vlieseline der Firma Freudenberg aus recycelten PET-Flaschen hergestellt.

Im Buchstaben- und Zahlen-Dschungel: Welches Vlies verwende ich denn nun? Unsere Top 5

Zugegeben, bei den ganzen Zahlen und Buchstaben kann man schnell ins Schleudern geraten. Und mal ehrlich: Wer nicht zufällig einen eigenen Stoffladen hat oder Platz und Geld hat, um alle Vlies- und Einlagen-Varianten bei sich zu lagern, sollte sich auf die Basics beschränken oder muss projektbezogen einkaufen. Denn als Hobbynäherin oder -näher benötigt man nicht ständig alle Vliese und Einlagen die es zu kaufen gibt.

Deshalb hier unsere Top 5 Vliese und Einlagen, die in den meisten unserer Schnittmuster verwendet werden.

H 180

Das H steht für Haftmasse und Vliese, die kleben, sich also aufbügeln lassen. Dieses spezielle Vlies benötigst du für Kleinteile bei Blusen und Kleidern. Generell kommt H 180 bei leichten Stoffen zum Einsatz, wie du sie beispielsweise bei den Schnittmustern Rosalie oder Aria verwendest.

H 200

Auch dieses Vlies ist ein Klebevlies, dass du vor dem Nähen aufbügelst. Es wird vor allem für Knopfleisten, bei einem Kragen oder Manschetten, sowie Blenden verwendet. H 200 ist vor allem für dünne bis mittelschwere Stoffe geeignet. Du benötigst diese Bügeleinlage zum Beispiel beim Schnittmuster Valentina oder bei unserem Blazer.

H 250

Dieses Klebevlies dient der Verstärkung von Kartenfächern in Geldbörsen und Gürteln. Es kommt zum Einsatz wenn du Projekte aus mittelschweren und schweren Stoffen nähst. Du benötigst es beispielsweise beim Nähen unserer Bauchtasche oder dem Freebook Wickelgürtel.

Tipp: Du kannst damit Bundfix ersetzen, indem du es selber nach den benötigten Maßen zuschneidest.

H 609

Diese Bügeleinlage ist für Kleinteile und Frontfixierungen an verschiedenen Bekleidungen entwickelt worden. Es ist im Gegensatz zu anderen Vliesen gewirkt, genauso wie Jersey. Dadurch ist sie bi-elastisch und verleiht sehr elastischen, dehnbaren Stoffen, die zugleich leicht bis mittelschwer sind, Festigkeit. H 609 hat einen weichen Griff. Du solltest es für unser Poloshirt bzw. Polokleid verwenden.

H 630

Hier handelt es sich um ein aufbügelbares Volumenvlies. Es ist ca. 3 mm stark und sollte vor allem bei Stepparbeiten, Raffhaltern, warmer Kleidung, Hoodiekapuzen, Taschen, Rucksäcken, Utensilos, Kosmetiktaschen und Mäppchen verwendet werden. Du benötigst es zum Beispiel bei unseren kostenlosen Schnittmustern Tasche to go, Umhängetasche oder Kosmetiktasche. Auch bei der Tasche Thea kommt es zum Einsatz.

Allgemeine Tipps zur Lagerung, Verarbeitung und Pflege

Mit diesen Vliesen und Einlagen bist du schon ziemlich gut ausgestattet, um deine selbst genähte Kleidung so zu verarbeiten, dass du lange Freude daran hast.

Bis zum Einsatz der Näh-Helfer und danach gibt es noch ein paar Tipps, die du beachten solltest:

Bei der Lagerung gibt es wenig zu beherzigen, da sich Vliese und Einlagen ähnlich wie Stoff verhalten. Du kannst sie also einfach gut geschützt vor äußeren Einflüssen, wie Feuchtigkeit, gefaltet im Regal oder einer Schublade aufbewahren. Handelt es sich um dickere Schabrackeneinlagen, ist es besser, du rollst sie auf.

Ist das Vlies oder die Einlage einmal angeschnitten, kann es sein, dass du die Vliesbezeichnung nicht auf Anhieb erkennst. Befestige daher am besten einen Zettel mit der Nummer, z.B. H609, daran. So fällt dir die spätere Zuordnung leichter.

Beim Zuschnitt musst du in der Regel auf nichts achten. Dafür gibt es bei Bügelvliesen oft nur eine Seite, die klebt. Denke daran, damit du dein Bügeleisen beim Bügeln nicht mit Klebstoff verschmutzt. Notfalls gibt es hier aber auch Bügeleisenreiniger. Im Internet findest du auch Hausmittel-Tricks.

Falls ein Vlies mit einem feuchten Tuch fixiert werden muss, solltest du nicht stattdessen den Dampf des Bügeleisens benutzen. Denn durch die Löcher im Bügeleisen wird nicht jede Stelle gleichmäßig mit Hitze versorgt.

Wenn du dich an die Anleitung im Schnittmuster gehalten hast und die passende Einlage verwendet hast, kannst du diese und Vliese problemlos bei Temperaturen zwischen 30 und 60 Grad waschen. Beim Bügeln solltest du auf die entsprechenden Herstellerangaben der Maximaltemperatur achten. Zum Aufbügeln von Vliesen eignen sich am besten Bügeleisen ohne Dampflöcher, da so Hitze gleichmäßiger abgegeben wird.

Herstellerangaben beachten

Grundsätzlich gilt, dass du bei Vliesen und Einlagen im Zweifel auf die Vorgaben des Herstellers achtest und beim Nähen auf die Angaben der Schnittmusterherstellerinnen und -hersteller achtest. So wird deine selbstgemachte Kleidung genau wie sie sein soll und du hast viel und lange Freude daran.

Nutzt du regelmäßig Vliese und Einlagen? Welche Erfahrungen hast du gemacht und willst sie mit uns teilen?

Wir wünschen dir jedenfalls viel Spaß beim Nähen!

Das Beitragsbild stammt von Vlieseline.

*Vlieseline ist eigentlich ein Markenname der Firma Freudenberg, die unter dem Begriff “Vlieseline” verschiedene Gewebe und Vliese herstellt.

*Quelle: Snaply Stoffguide: Vliese und Co. Alles, was du über Vliese und Co. wissen musst.

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