Zugegeben, wenn du das erste Mal ein Schnittmuster vor dir liegen hast kann es sein, dass du im ersten Moment nur Bahnhof verstehst. Bei all den Begriffen, Abkürzungen, Linien und Strichen kann man schon einmal den Überblick verlieren. Zurück bleibt ein riesengroßer Knoten im Kopf.
eBook oder Papierschnittmuster: Die Vor- und Nachteile von beiden
Zuerst einmal kurz zu den zwei Arten von Schnittmustern: eBook oder Papierschnittmuster. Beide – eBook und Papierschnittmuster – haben Vor- und Nachteile.
Das eBook ist nach dem Kauf direkt herunterladbar. Du musst es nur noch ausdrucken, kleben und ausschneiden. Das kann zugleich aber auch ein Nachteil sein. Denn es bedeutet Zeit einzuplanen und selbstverständlich auch Materialkosten für Tinte und Papier. Um ein wenig von der Tintenpatrone zu sparen, kannst du die Ebenen-Funktion nutzen. In diesem Blogbeitrag erklären wir dir, wie du sie nutzen kannst.
Das Papierschnittmuster dagegen ist zwar erst nach ein paar Tagen bei dir, dafür ist es auf stabilem Papier gedruckt und du musst es nur noch abpausen. Bei einem Papierschnittmuster empfehlen wir dir, deinen Schnitt nicht auszuschneiden (das geht manchmal auch gar nicht, da sich die Schnittteile überlappen), sondern tatsächlich abzupausen. So kannst du das Schnittmuster auch mehrmals verwenden, wenn sich beispielsweise deine Maße im Laufe der Zeit verändern.
Dafür gibt es nützliches Zubehör zu kaufen: Mit der Schnittmusterfolie und dem Kopierstift ist das selber kopieren kinderleicht. Wenn du möchtest, kannst du dir auch Nähgewichte mithilfe unseres kostenlosen Freebook und dem Video-Tutorial nähen. So verrutscht weder Papier noch Stoff.
Das Schnittmuster mit deiner abgepausten Größe kannst du in einer Papierschnittmustertasche und einem passenden Ordner aufbewahren. Beim Rundum sorglos Paket ist das Wichtigste schon dabei. Du kannst aber natürlich auch selber nach der entsprechenden Ausstattung im Schreibwarenladen schauen.
Du hast ein eBook gekauft und weißt jetzt nicht weiter? Dann schau dir als Erstes unser Video auf YouTube an. Carolin von Fadenkäfer erklärt dir hier genau, wie du vorgehen musst. Denk beim Ausdrucken daran, am besten nur das Schnittmuster auszudrucken. Denn die Anleitung kannst du auch digital beim Nähen neben dir auf dem Laptop, PC oder Smartphone anschauen. Außerdem findest du zu den meisten unserer Schnitte ein ausführliches Schritt-für-Schritt Tutorial auf unserem YouTube-Kanal.
Wenn du nun alles vorbereitet hast, lass uns gemeinsam die wichtigsten Abkürzungen und Begriffe auf deinem Schnittmuster klären.
Diese Abkürzungen solltest du verstehen können
Gerade für Nähanfängerinnen und Nähanfänger sind die ersten Schnittmuster eine Reise in neues Territorium. VT und RT, Bruch – und was ist eigentlich eine Sperrlinie? Wieso finden sich entlang der Linie immer wieder kleine Striche, die in den Schnitt hineinragen?
Diese “Striche” sind Knipse. Hier sollen die Schnittteile aufeinander treffen. Knipse helfen dir dabei, die Schnittteile später an den richtigen Stellen zusammenzunähen, bzw. du prüfen ob es auch wirklich die passende Stelle ist. Beispielsweise helfen sie dir dabei festzustellen, wo der vordere und hintere Teil deiner Ärmel ist. Auch am VT (Vorderteil) und am RT (Rückenteil) sind diese Markierungen zu finden. Du solltest sie unbedingt mithilfe kleiner (!) Einschnitte übertragen. Keine Sorge, wenn du nicht zu tief schneidest, verschwinden diese später beim Zusammennähen in der NZ.
Was das ist? Die Nahtzugabe ist in manchen Schnitten die zu kaufen sind bereits enthalten, bei anderen jedoch nicht. Keine Sorge, unsere Schnittmuster enthalten die Nahtzugabe bereits. Bei anderen Schnittmustern musst du sie manchmal selbst beim Zuschneiden hinzufügen. Wieviel du hinzufügen musst, steht normalerweise in der Zuschnitt-Anleitung.
Manche Teile musst du im Bruch oder Stoffbruch zuschneiden. Das heisst, du musst den Stoff an dieser Linie auf Kante legen, sodass zwei Lagen Stoff unter deinem Schnittmuster liegen hast. Die eine Seite ist offen, die andere am Bruch gefaltet. Hier ist keine Nahtzugabe nötig.
Steht auf dem Schnittmuster allerdings, du sollst hier gegengleich oder in doppelter Stofflage zuschneiden, legst du zwei Lagen Stoff übereinander, aber ohne sie an einer bestimmten Kante zu falten. Denke dabei sowohl an das Muster (nicht dass es beim Vorderteil auf Kopf steht und beim Rückenteil richtig herum oder umgekehrt), als auch an den FL, den Fadenlauf. Dieser ist meist zusätzlich mit einem Pfeil im Schnittmuster gekennzeichnet.
Exkurs: Wie erkenne ich den Fadenlauf?
Du solltest deinen Stoff immer entsprechend dem Fadenlauf zuschneiden, denn er beschreibt die Richtung der Kettfäden im Stoff. Zugegeben, ist es manchmal etwas schwierig diesen auf Anhieb zu erkennen. Bei Jersey dehnst du den Stoff ein wenig: hier erkennst du den Fadenlauf deutlich von oben nach unten. Bei Webware orientierst du dich an der Webkante – der Fadenlauf verläuft parallel dazu – oder dem Muster – die Richtung entspricht dem Fadenlauf.
Brustabnäher und Sperrlinie: Mit diesem Wissen kannst du glänzen
Bei Oberteilen die eine gute Passform besitzen sollen, gibt es häufig Markierungen für einen Brustabnäher. Diese findest du in Form eines länglichen Dreiecks an der äußeren Seite des Vorderteils. Bei allen Cup-Größen größer als A empfehlen wir dir, diese auch zu nutzen und nicht einfach wegzulassen. Wir haben dir hier jedoch ein kleines Video-Tutorial vorbereitet, in dem Carolin dir zeigt, wie du diese aus einem Schnittmuster entfernst.
Manche Schnittmuster, vor allem solche mit einer Taillierung haben eine sogenannte Sperrlinie oder Querreferenzlinie. Ist dein Oberkörper kürzer / länger im Verhältnis zur Körpergröße solltest du den Schnitt anpassen. Schließlich sind die Schnitte oft für einen Prototyp entwickelt worden – aber wer ist das schon?
Mithilfe der Sperrlinie kannst du ein Schnittmuster auf deinen Körper passgenau abändern, sodass der Schnitt seine ursprüngliche Form behält. Du solltest also fehlende oder überschüssige Länge nicht einfach am Saum ausgleichen, sondern an der Sperrlinie und hier die benötigte Länge zugeben oder abnehmen.
Hoffentlich blickst du jetzt ein wenig besser durch im Abkürzungs- und Liniengewirr deiner Schnittmuster. Fehlen dir noch Abkürzungen oder Erläuterungen zum besseren Verständnis? Dann lass es uns in den Kommentaren wissen!
Und jetzt: Viel Spaß beim Nähen!
In diesem Blogbeitrag “Die richtige Verwendung von Schnittmustern – so geht es!” findest du auch noch einige Informationen zum Gebrauch von eBooks und Papierschnittmustern.